Vom Schmelzen der Alpengletscher

8. Juli 2020

Der Klimawandel lässt die Gletscher in den Alpen rasant schmelzen. Das ewige Eis ist endlich geworden. Nach einem Bericht von Forschern der Universität Erlangen-Nürnberg verloren die Gletscher seit der Jahrtausendwende bis 2014 17 Prozent ihres Eisvolumens. Beim Aletschgletscher im Schweizer Wallis, dem größten Gletscher der Alpen, sind es in den unteren Lagen mehr als fünf Meter Oberfläche pro Jahr. Das Weltnaturerbe droht dahinzuschmelzen. Und viele kleinere Gletscher sind wohl dem Untergang geweiht.

Bilderreise durch die Alpen

Der renommierte Bergfotograf Bernd Ritschel hat die gefährdete Schönheit der Alpengletscher in vielen beeindruckenden Fotografien festgehalten. Den daraus entstandenen Bildband versteht er als „Hommage“ an die Alpengletscher. Die Wissenschaftlerin Dr. Andrea Fischer, die mit Ritschel die Begeisterung für Berge und Gletscher teilt, begleitet die großartige „Bilderreise durch die Alpen“ mit kundigen Texten, die sowohl von der Entstehung als auch von der Gefährdung der Gletscher erzählen – und von ihrer Bedeutung für die Klimaforschung.

Drohender Verlust von Naturschönheit

Wer Ritschels Fotos betrachtet von Gletschern im Abendlicht, von aquamarinblauen Eis-Partikeln, von Eistürmen, Gletscherhöhlen und fantastisch geformten Eisblöcken, der kann ermessen, was uns verloren zu gehen droht. Auch wenn „jedes Ende ein Neubeginn“ ist, wie Andrea Fischer schreibt, und Pflanzen die nach dem Gletscherückzug neu gewonnenen Flächen rasch besiedeln: „Durch die gerade auch neu entstehenden Wäldchen werden wir so an den Seen an der Stelle der heutigen Gletscherzungen schöne Plätze vorfinden, um die Seele baumeln zu lassen.“ Ein schwacher Trost, zumal oft Schutthalden den Pflanzenwuchs be- und verhindern.

Früher und Heute

Den Wandel veranschaulicht auch die Gegenüberstellung von Fotos aus früheren Jahren mit solchen der Gegenwart. Hin und wieder tauchen auch Menschen auf den Bildern auf, Bergsteiger und Eisgeher. Für sie wächst durch den Rückgang der Gletscher auch das Risiko – vor allem durch Steinschlag. Und Bernd Ritschel erinnert sich an seine Anfänge 1988: „Die Nordwände im Argentière-Kessel habe ich alle noch in voller Pracht, das heißt mit viel Eis, erleben dürfen. Heutzutage wäre es Selbstmord, im August in die Schweizerführe der Courtes-Nordwand einzusteigen – vor 30 Jahren war es normal.“
Info: Andrea Fischer/Bernd Ritschel. Alpengletscher – eine Hommage, Tyrolia, 256 S., 39 Euro

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