Zu Fuß von Gibraltar zum Nordkap

8. April 2021

Philipp Fuge ist ein Aussteiger auf Zeit. Dass er lange unterwegs sein kann, hat er sich schon einmal bewiesen, als er von Berlin aus zum Nordkap gewandert ist. Diesmal aber will er ganz Europa von Süd nach Nord durchqueren. Am Ende sind es 6575 Kilometer, die der knapp 40-Jährige in 272 Tagen gelaufen ist. 35 Breitengrade liegen zwischen Start- und Endpunkt, sieben Länder, vier Jahreszeiten und 267 Schlafplätze.

Wandern mit kleinem Budget

Von Tarifa aus ist der Arzt im Januar losgelaufen, und als er am Nordkap ankommt, ist es Herbst. Der Mann hatte es nicht eilig; es war ihm wichtiger, bei seiner Wanderung durch Europa keinen Kilometer auszulassen. „Mein Ziel ist das Unterwegssein“ schreibt er in seinem Buch. 500 Euro an Ausgaben hat er pro Monat kalkuliert. Das Budget ist in Spanien noch relativ einfach einzuhalten, im teuren Skandinavien wird es schwieriger.

Vom Regen in die Traufe

Auch das Wetter verändert sich unterwegs. Wölbt sich in Spanien und Frankreich meist ein blauer Himmel über dem Wanderer, kommt er auf dem weiteren Weg immer öfter vom Regen in die Traufe. Doch Regentage können Fuge nicht erschüttern, schon eher der Müll, durch den er am Rand von spanischen Straßen wandert, Quälgeister wie Mücken und Nacktschnecken, vor allem aber die wieder kehrenden Abschiede von Freunden und der Familie. Kleine Tiefs überwindet er mit grenzenlosem Optimismus und einer Kombination von „ein bisschen tapfer“ und „ein bisschen bekloppt“.

Einssein mit der Natur

„Ich finde, das Laufen lohnt sich,“ stellt er etwa bei einer besonders monotonen Landschaft fest: „Die Eintönigkeit erlaubt es, völlig ungestört bei sich selbst zu sein und sich dennoch in der Weite zu verlieren.“ Durch die Langsamkeit des Unterwegsseins, erlebt Fuge „alles viel intensiver“. Und der Weg gibt ihm auch viel, er lernt hilfsbereite Menschen kennen, fühlt sich zunehmend eins mit der Natur und glücklich mit dem gesteckten Ziel: „Im Augenblick ist der Weg zum Nordkap mein Zuhause, und er wird mich erst loslassen, wenn ich ihn bis zum Ende gegangen bin“.

Im Schritttempo statt auf der Überholspur

Philipp Fuge gefällt die Welt im Schritttempo besser als auf der Überholspur, hat er so doch Zeit, großartige Naturerlebnisse zu genießen – fast so „als liefe ich durch ein Stückchen in den Augenblick gepresste Ewigkeit“. Bei alldem zeigt sich Fuge immer wieder auch die Verletzlichkeit der Natur. Deswegen hat er Kilometer für Kilometer Spenden für einen Wald in Senegal gesammelt – 7000 Bäume sind es geworden. Sein Blog, auf dem er über die einzelnen Etappen seiner Wanderung berichtete, hat ihm viele und spendable Sympathisanten beschert. Das Buch über die ganze Wanderung macht nachvollziehbar, wie großartig ein Europa ohne Grenzen sein kann.
Info  Philipp Fuge. Der Weg ist mein Zuhause, Knesebeck Stories, 18 Euro

 

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