Alltagssprache und Webslang

5. Oktober 2022

Francoise Hauser ist Sprachwissenschaftlerin und sie weiß: Wer mehrere Sprachen spricht, tut sich in unserer globalisierten Welt leichter. Auch beim Reisen. Wobei manche Sprachen für Europäer leichter erlernbar sind als andere. Francoise Hauser hat sich die Mühe gemacht, die Besonderheiten auch asiatischer oder afrikanischer Sprachen aufzulisten. Japanisch und Chinesisch mit ihren sehr speziellen Schriften etwa oder Arabisch. Rund 6000 Sprachen gibt es auf der Welt und jede Menge Dialekte. 16 000 Wörter plappert jeder Mensch pro Tag. Da könnte es einem schon schwindeln ob der schieren Menge. Immerhin beruhigend, dass man mit einem Alltagswortschatz von 2000 bis 5000 Wörtern auskommen kann.

Rück- und Einblicke in die Sprachen

Doch Francoise Hauser begnügt sich nicht mit Aufzählungen, sie geht in dem dicken Buch in die Tiefe, zeigt, wie politische Verhältnisse sich auf die Sprache auswirken, wie Wörter reisen und wie Sprache und Denken zusammenhängen. Dazu gibt es nicht nur kurze Rück- und Einblicke, sondern auch lange Auflistungen von Wörtern und ihre Übersetzungen, die für die meisten wahrscheinlich kaum nutzbar sind. Es sei denn, sie interessieren sich für Chinesisch oder Koreanisch.

Alte und neue Sprachen

Aber die Sinologin erzählt auch von der Wiederbelebung des Hebräischen, das den Juden in aller Welt und dem Staat Israel als Identifikation gilt. Von Bahasa Indonesian als Symbol der Einheit der vielsprachigen, indonesischen Inselwelt. Von der ältesten noch gesprochenen Sprache der Welt, dem Aramäischen und von den jahrtausendealten Zeichen der Chinesischen Schrift. Man erfährt, dass deutsche Ärzte im 19. Jahrhundert in Japan die Grundlagen der medizinischen Hochschulausbildung entwarfen und Deutsch so zur Sprache der Medizin wurde.

Gender- und Fluch-Praxis

Das klingt so, als würde Francoise Hauser vor allem zurückblicken. Doch die Sprachwissenschaftlerin und Journalistin beschäftigt sich auch mit aktuellen Fragen, etwa dem „Du“ oder „Sie“ im Ausland, mit dem Gendern, mit lästerlichen Flüchen oder mit der Sprache der neuen Medien. „LOL“ (laughing out loud) kennt wohl inzwischen jeder und jede, neuer sind BFF (best friend forever) oder rdv für Rendezvous.

Emojis und Gebärdensprache

Wer nun glaubt, mit Emojis die Sprachlosigkeit zu überwinden, ist auf dem Holzweg. Auch die können weltweit unterschiedlich interpretiert werden. Griechen etwa gilt der erhobene Daumen als Stinkefinger. Nicht einmal die Gebärdensprache hilft weiter, immerhin 300 verschiedene gibt es davon. Und Sprachenschöpfungen wie Universalglot oder Esperanto konnten sich bisher nicht durchsetzen.

Tipps zum Sprachenlernen

Bleibt also doch nur das Sprachenlernen. Auch hierfür liefert Francoise Hauser in ihrem höchst informativen Buch eine Anleitung. Man muss ja nicht gleich zehn Sprachen auf einmal studieren…

Info  Francoise Hauser. Parlez-vous Espagnol, please?“, Piper, 310 S., 12,40 Euro

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