Zeitreise in die Zukunft
Reisebücher , Rezensionen / 8. August 2023

Brände auf Urlaubsinseln, Murenabgänge in den Bergen, Überschwemmungen, Unwetter: Dieser Sommer lässt ahnen, was der Klimawandel in naher Zukunft bringen könnte. Können wir ihn noch aufhalten, gegensteuern? Das üppig illustrierte Buch „Zukunftsbilder 2045“ macht Mut, sich trotz aller Rückschläge zu engagieren, positive Visionen zu entwerfen. Nicht die viel zitierte Nachhaltigkeit ist das Motto, sondern  Regeneration, denn die Ökosysteme des Planeten seien mittlerweile so schwer geschädigt, dass reines Erhalten nicht mehr ausreiche. Es brauche stattdessen „Aufbau, Wiederbelebung, Heilung“. Innovative Ansätze für die Zukunft Was darunter zu verstehen ist, zeigen die folgenden 150 Seiten in leicht verständlichen Texten und eindrucksvollen Bildsimulationen. Weit in die Zukunft reisen müssen die Lesenden nicht. Im Focus steht das Jahr 2045, in dem die Klimaneutralität erreicht werden soll. Doch bis heute fehlen die Visionen, wie Deutschlands Städte fit für die regenerative Zukunft gemacht werden sollen. Das Buch führt eine grünere, lebenswertere Welt 2045 vor Augen und zeigt innovative Ansätze bei Mobilität, Bildung, Wirtschaft und Landwirtschaft. Dabei beziehen sich die Autorinnen und Autoren auch auf bisher schon bestehende Lösungen wie Permakultur und Gemeinwohlbanken. Mehr Grün für die Städte Eine fiktive Journalistin führt die Lesenden durch 17 Städte, die in 20 Jahren eine Verwandlung hin zu mehr Grün und…

Outdoor Abenteuer vor der Haustür
Reisebücher , Rezensionen / 1. August 2023

Man muss nicht nach Kanada, um wilde Natur zu erleben. Nicht in die Türkei, um bei einer Ballonfahrt einen grandiosen Überblick zu haben. Oder in den Wilden Westen, um das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde zu empfinden. All diese Abenteuer und noch mehr kann man auch in Deutschland erleben, oft sogar vor der Haustür. Der Lonely-Planet-Bildband „Legendäre Outdoor-Abenteuer in Deutschland“ hat 40 Tipps für Menschen, die Lust haben, an ihre Grenzen zu gehen. Robben-Safari und Sightrunning Von Nord bis Süd ist für alle etwas dabei: Für Tierliebhaber etwa die Robben-Safari im Wattenmeer oder eine Tour mit Lamas und Alpakas im Naturpark Hohes Venn-Eifel. Für Klettermaxe der Hindelanger Klettersteig im Allgäu oder eine Mastenquerung auf dem Hamburger Museumsschiff „Cap San Diego“. Für Adrenalin-Junkies die längste Doppelseilrutsche Europas oder Canyoning in der Allgäuer Starzachklamm. Für Weitwanderer eine Hüttentour von der Isar durchs Karwendelgebirge oder eine Wanderung durch das schleswig-holsteinische Wattenmeer. Für Radfahrer die Route entlang des Grünen Bands. Für Wintersportler Schneeschuhwandern bei Winterberg und für Schnellläufer Sightrunning durch Berlin. Große und kleine Geschichten Natürlich gibt der Band auch Tipps zum Stand-Up-Paddling, zu Hausboot-, Kanu- und Kajaktouren, zu Reiten und Mountainbiking, Wingsurfen und Tauchen. Ja selbst zu Wandern im Dunkeln…

Die Faszination der Dolomiten
Reisebücher , Rezensionen / 25. Juli 2023

Die Dolomiten gelten nicht nur dem Südtiroler Reinhold Messner als die schönsten Berge der Welt. Seit dem späten 18. Jahrhundert wurden die bleichen Berge von Geologen und Mineralogen vermessen und erforscht, von Bergsteigern und Bergsteigerinnen bestiegen und erklettert, von Schriftstellern und Reise-Autorinnen beschrieben, von Malern und Fotografen abgebildet. Ingrid Runggaldier hat in dem dicken Buch „Gezahnt wie der Kiefer eines Alligators“ Zitate berühmter und weniger berühmter Dolomiten-Reisender versammelt und nimmt die Lesenden mit auf eine Zeitreise zu den Anfängen der Dolomiten-Erschließung. Bergsteiger und Schriftsteller Dabei begegnen sie nicht nur dem Namensgeber Déodat Guy Sylvain Trancrède Gratet de Dolomieu oder berühmten Bergsteigern wie Paul Preuss, sondern auch Schriftstellern wie Arthur Schnitzler, Robert Musil oder Ernest Hemingway. Vor allem aber treffen sie unternehmungslustige Frauen wie die Britin Amelia Edwards, die ihre Erlebnisse in einem Buch über Wege in den Dolomiten beschrieb. Mutige Gipfelstürmerinnern Diese oft vernachlässigten „Lady travellers“ holt Ingrid Runggaldier aus ihrem Schattendasein. Und so liest man staunend, wie mutig sich schon vor 150 Jahren Frauen den Strapazen von Bergüberquerungen stellten – aus eigener Kraft, wie die Pionierin Jeanne Immink betonte: „Da weibliche Berggymnasten nach einer schwierigen Tour leider nur zu oft verleumdet werden, so möchte ich bemerken, dass ich an…

Messners Südtirol
Reisebücher , Rezensionen / 20. Juli 2023

Reinhold Messner und Südtirol, das ist eine unendliche Geschichte voller Auf und Ab. Nun hat der vielseitige Ausnahme-Bergsteiger und Grenzgänger eine „Gebrauchsanweisung für Südtirol“ geschrieben. Dabei macht er gleich zu Anfang klar: „Ich habe vor hierzubleiben.“ Liest man das Büchlein bis zum Schluss, könnte man das in Südtirol auch als Drohung empfinden. Kritischer Blick auf Südtirol Denn Reinhold Messner spart nicht mit Kritik an seinen (deutschsprachigen) Landsleuten. Auch wenn er „kein lebenswerteres Fleckchen Erde in Mitteleuropa“ kennt, auch wenn die Dolomiten für ihn die „schönsten Berge der Welt“ sind, hadert er mit der  Politik in Südtirol, mit dem Zeitungsmonopol, als dessen Opfer er sich immer wieder sah. Auch mit Vetternwirtschaft, Besserwisserei, Bigotterie und Selbstherrlichkeit. Die Messner Mountain Museen Als Nestbeschmutzer sieht er sich trotzdem nicht. Schließlich liebt er seine Heimat und hat Südtirol mit den MMM, den Messner Mountain Museen, kultur-historische Sehenswürdigkeiten beschert, die ihresgleichen suchen. Und weil Reinhold Messner sein Licht nicht gern unter den Scheffel stellt, zitiert er sich in diesem Büchlein immer wieder selbst und widmet den Museen und ihren Themen mit „Das Erbe der Berge“ ein eigenes Kapitel. Lektion in Geschichte Aber es wäre unfair, diese Gebrauchsanweisung nur auf Reinhold Messner, seine Museen und Bergbauernhöfe zu…

Dolce Vita mit viel Nostalgie
Reisebücher , Rezensionen / 27. Juni 2023

Kaum ein Urlaubsland ruft so viele nostalgische Erinnerungen wach wie „Bella Italia“. Der Bildband „Heute so schön wie damals“ frönt dieser Nostalgie und lädt dazu ein, in Bildern und Texten auf Zeitreise zu gehen. 75 Orte zwischen Südtirol und Sizilien hat der Verlag für seine Retro-Reisen ausgesucht und beschert so ein wehmütig-schönes Wiedersehen mit Sehnsuchtsorten wie Grado, Portofino, Rimini, Florenz oder Taormina. Noch mehr Nostalgie verspricht der Soundtrack zum Buch, zu hören über die Spotify-App. Schlangen auf dem Brenner Und schon geht die Reise los – natürlich über den Brenner, seit alter Zeit das „Tor zu Italien“. In den 1950er Jahren mussten die sonnenhungrigen Urlauber allerdings noch am Brenner vor der Grenzkontrolle Schlange stehen, ehe sie hinunter rauschen konnten in die Täler unter den sagenumwobenen Dolomiten. Beim Törggelen im Herbst können sich die Gäste fühlen wie früher – es gibt jungen Wein, Keschtn (heiße Maroni) und Speck. Auch beim Einkaufen auf dem Bozener Obstmarkt könnte man sich in alte Zeiten zurück versetzt fühlen. Der Geschmack Italiens Überhaupt das Essen. Die italienische Küche hat zwar längst bei uns Einzug gehalten, aber natürlich schmeckt sie in ihrem Ursprungsland am besten – ob das Schüttelbrot in Südtirol, das Costoletta à la Milanese in…

Von der Couch in die weite Welt
Reisebücher , Rezensionen / 21. Juni 2023

Silvia Schröer ist selbst Mutter.  Und sie weiß:  Man muss nicht unbedingt in ein Flugzeug oder in die Eisenbahn steigen, um auf Reisen zu gehen. Für unternehmungslustige Kinder und deren Eltern hat sie eine Idee, die sich kinderleicht umsetzen lässt: Zuhause auf Weltreise gehen. Wie soll das funktionieren? Gemeinsam Fernweh stillen Ganz einfach und ohne lästiges Kofferpacken, dafür mit viel Fantasie, Spielen und Rezepten. So kann die ganze Familie gemeinsam Fernweh stillen. Ob es nun nach Mexiko geht, nach Äthiopien, nach Japan oder Australien. Wichtig ist, dass man sich darüber informiert, wie das Traumziel aussieht, was es für eine Geschichte hat, wer dort lebt und wie die Natur aussieht. Dabei helfen Bücher und Filme, aber auch die kurzen Texte von Silvia Schröer, die Sagen und Märchen. Down Under mit Didgeridoo Und am besten träumt man sich mit der Musik des Landes dorthin. Nach Australien vielleicht mit Didgeridoo-Musik. Aber natürlich gibt es auch Lieder, die Down-under-Feeling wecken.  Mit einer Playlist hilft Silvia Schröer bei der Suche.  QR-Codes helfen dabei. Kostproben aus sechs Ländern Sechs Länder hat Silvia Schröer für ihre Weltreise-Empfehlungen ausgesucht. Und zu jedem Land hat sie wichtige Informationen, Playlists für die Musik, Bücher- und Filmlisten, Bastel und Spielideen. Und…

Istrien und seine Geschichte(n)
Reisebücher , Rezensionen / 13. Juni 2023

Istrien, so meint man, kennt doch jeder. Doch, was der Istrien-Kenner Manfred Matzka, der seit 50 Jahren Istrien erkundet, in seinem Reisebuch über die Halbinsel schreibt, zeugt von mehr als nur Geschichts- oder Geologie-Wissen. Es sind Geschichten aus der Geschichte aber auch von den Menschen vor Ort, es geht um das Schicksal von Einzelnen und um große Völkerbewegungen. Wechselvolle Geschichte Und da geht Matzka in die Tiefe. Denn „kaum ein Landstrich Europas hat so oft die Herrscher gewechselt, hatte so viele Krieg auf kleinem Raum zu ertragen, wurde so oft an den Rand geschoben, verraten und verkauft wie diese in Griffweite der europäischen Machtzentren liegende Halbinsel“. Dem Juristen liegt Istrien am Herzen, das liest man aus jeder Zeile heraus. Rezepte aus der Region Mit seinen „kleinen Reisen“ will er die Lesenden mit seiner Liebe zu Istrien anstecken, will ihr Interesse für die wechselvolle Geschichte wecken. Und weil seine Frau Anica ein Kochbuch über die Küche in Istrien geschrieben hat, kommen sie auch in den Genuss von typischen Rezepten aus der Region. Viele Anekdoten Es steht viel Geschichte in dem knapp 300 Seiten dicken Reiseführer, aber Matzka gibt auch persönliches Tipps weiter, erzählt nette, hin und wieder auch makabre, Anekdoten etwa…

Seen-Sucht in den Bergen
Reisebücher , Rezensionen / 6. Juni 2023

Bergseen sind meist Relikte einer längst vergangenen Zeit,  sie erzählen davon, wie sich einst Eismassen von den höchsten Gipfeln ins Tal schoben. Die Gletscher haben die Alpenlandschaft mit ihren Karen und Seen geformt Und die Bergseen mit ihrem glasklaren Wasser verzaubern die Menschen bis heute. 50 Seenwanderungen in Österreichs Bergen stellt Herbert Raffalt vor – gemütliche, sportliche, anspruchsvolle. Vor allem aber stimmungsvolle. Perle der Alpen Es fängt schon gut an mit dem Vorarlberger Lünersee, der vor Jahren zum schönsten Platz Österreichs gekürt wurde – dank seiner intensiven türkisen Farbe. Heute gehört der See am Talschluss des Brandnertals zu den größten Stauseen des Landes. Ein sechs Kilometer langer Rundweg führt rund um den See, auch „Perle der Alpen“ genannt. Raffalt empfiehlt den Rundgang im Uhrzeigersinn, dann gehe es die restliche Strecke fast nur noch bergab. Seen-Schönheit Auch der Seebensee mit seinem türkis-grünen Wasser ist eine Seen-Schönheit. Wer den See im Mieminger Gebirge erreichen will, braucht allerdings Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Außerdem, warnt der Autor, könnte es an den Wochenenden voll werden. Wie in Island Eher noch unbekannt sind dagegen die Sidanseen in den Tuxer Alpen. Vielleicht auch deshalb, weil sie nur zu Fuß erreichbar sind. Wer den Aufstieg nicht scheut, werde…

Raus aus der Komfortzone
Reisebücher , Rezensionen / 30. Mai 2023

„Unser Gehirn speichert alles, was neu ist, viel besser ab, packt jedes noch so kleine Abenteuer in die Schatzkiste ganz besonderer Erinnerungen“, schreibt Ulrike Fach-Vierth im Vorwort zu dem Buch „Abenteuer Heimat“, das abenteuerliche Erlebnisse von Abenteurern, Extremsportlern und Reise-Profis vor der Haustür versammelt. Ob sie mit Rad, zu Fuß, auf dem SUP oder auch im Auto unterwegs waren – das Unerwartete machte auch Altbekanntes zum Abenteuer. Sonnenaufgang und Höhlentour Die „digitale Nomadin“ Sarah Bauer etwa hat die Corona-Zeit genutzt, um Deutschland besser kennenzulernen. Es hat sich gelohnt: ein Sonnenaufgang über Neuschwanstein ist ihr ebenso im Gedächtnis geblieben wie die Übernachtung in einem Strandkorb und die Erkundung der Schellenberger Eishöhle. Mit Bulli oder Rad Bulli-Fan Martin Röhrig erzählt über das Abenteuer, den richtigen Bus für seinen Plan zu finden, „mit einem Bulli in Bewegung zu sein“ – am besten am Meer. Der selbst ernannte „Velopreneur“ Gunnar Fehlau ist dagegen am liebsten mit dem Rad unterwegs. Das geht auch entlang der Autobahn, weiß er und empfiehlt drei Wochenendtouren zum Nachradeln zwischen Nord und Süd. Nachts im Wald Ultramarathonläufer Philipp Jordan erinnert sich heute noch mit Herzklopfen an ein nächtliches Abenteuer im dunklen Tann als Internatsschüler. Und Yogalehrerin Beate Egger denkt gern…

Pioniere der Überlandfahrt
Reisebücher , Rezensionen / 24. Mai 2023

First Overland – als erste auf dem Landweg von Paris nach Singapur: Was heute kaum mehr möglich wäre und vor fast 70 Jahren für unmöglich gehalten wurde, haben sechs britische Studenten unternommen. Mit zwei Land Rovern fuhren sie durch 21 Länder und wagten sich dabei an unbefestigte Passstraßen ebenso wie durch gefährliche Furten und unwegsame Dschungelwege. Als sie wieder zurück waren, hatten sie über 50 000 Kilometer hinter sich gebracht. Das Buch über ihre abenteuerliche Reise wurde zu einer Bibel für Überlandfahrer. Jetzt liegt es auch in deutscher Übersetzung vor. Eine verrückte Idee Am Anfang war es nur eine verrückte Idee. Wie sie zu dem  großartigen Reiseabenteuer First Overland gedieh und was die Teilnehmer dabei erlebt haben, das schildert Autor Tim Slessor so mitreißend, dass man das Gefühl hat, dabei zu sein. Zwischendurch kommen auch die Mitreisenden zu Wort – mit Tagebucheinträgen oder besonderen Erfahrungsberichten. Auch das macht das Buch so authentisch. Und die Fotos von den „verrückten Engländern“, wie die sechs gern genannt wurden, und ihren unverwüstlichen Fahrzeugen zeigen die gegensätzlichen Erfahrungen auf einer Reise, die mehrmals zu scheitern drohte. Zu Hause im Empire Heute, da hat Sir David Attenborough im Vorwort Recht, wäre sie tatsächlich unmöglich – schon…