Wanderlust weltweit

23. Februar 2023

Christine Thürmer ist stolz auf den Beinamen „meist gewanderte Frau“. Immerhin hat sie über 60.000 Wanderkilometer in aller Welt bewältigt. Und weil sie bei ihren Vorträgen immer wieder nach Wander-Empfehlungen gefragt wurde, hat sie in dem Buch „Auf 25 Wegen um die Welt“ besonders empfehlenswerte Trails zusammengestellt. Für Weintrinker und Pilgeranfänger, für Ostalgiker und Abenteurer, für Dracula-Begeisterte und Vulkanologen. Wer allerdings meint, dass 120 Kilometer schon ganz schön viel sind, muss sich erst an Thürmers Wander-Ambitionen gewöhnen. Im Buch werden die Wege immer länger bis zum letzten Trail, der auf 4500 Kilometer langen Sentiero d‘Ialia mit viel „Postkarten-Idylle“.

Nichts für Warmduscher

Die 25 vorgestellten Weitwanderwege sind höchst unterschiedlich, sowohl was die körperlichen Anforderungen betrifft als auch das Budget und die Begegnungen mit Menschen. Christine Thürmer outet sich als unerschrockene Langstrecken-Wandererin. Sie erzählt ehrlich vom Dreck auf den Wegen, von nasskaltem Wetter, von Schweiß und Tränen. Die Trails sind halt nichts für Weicheier und Warmduscher.

Kalte Nächte und Mückenüberfälle

Wer nicht so asketisch unterwegs sein will wie Thürmer, kann auf den unterschiedlichsten Trails auch Unterkünfte buchen. Die Autorin bevorzugt auf den meisten Wanderungen allerdings ihr Zelt, auch wenn das oft alles andere als bequem ist. Kalte und nasse oder auch heiße Nächte mit Mücken-Überfällen müssen ebenso in Kauf genommen werden wie unebener Untergrund und unerwartete Begegnungen etwa mit Schlangen oder Hirtenhunden.

Stockbetten in der Kirche

Aber Christine Thürmer ist nicht umsonst so eine begeisterte Weitwanderin. Ihre Euphorie spricht aus jedem Text. Und ganz nebenbei erfahren die Lesenden auch noch von Besonderheiten auf und an dem Weg. Von Stockbetten, Dusche und Kochnische in einer Kirche in Brandenburg. Von den Erlebnissen ihres „Vorgängers“, des Schriftstellers Robert Louis Stevenson, auf dem Stevensonweg in Frankreich. Vom kauzigen Alfred Wainwright und seinem Wanderführer-Projekt im englischen Lake District.

 

Beim Wandern endeckt Christine Thürmer  Erdölförderanlagen auf dem grenzüberschreitenden Hünenweg, sie erlebt Bremsenattacken in Estland und genießt die Badestellen im Moor.  Sie schwärmt von berührenden Begegnungen in Polen und ärgert sich über teure Überfahrten zwischen den Kanarischen Inseln.  Auf dem Franziskusweg in Italien macht ihr  die Überfülle von Sehenswürdigkeiten  zu schaffen, auf dem Oregon Desert Trail sind es die Folgen des Klimawandels.  Thürmer erzählt von atemberaubender Natur und davon, wie man auf der Via Transsilvanica in Rumänien beim Wandern gutes tun kann.

Weinwandern in der Wachau

Wer nach der durchaus unterhaltsamen und immer informativen Lektüre doch noch Lust bekommen hat, es mal mit dem Weitwandern zu probieren, kann sich an den weinseligen Welterbesteig Wachau wagen, den Christine Thürmer als anfängertauglich empfiehlt. Aber auch Menschen, die nicht vorhaben unter die Langstreckenwanderer zu gehen, werden aus ihrem Buch einigen Nutzen ziehen. Macht es doch Lust auf Natur, Kultur und auf Begegnungen mit anderen Menschen.

Info Christine Thürmer. Auf 25 Wegen um die Welt, Malik, 304 Ss., 18 Euro

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