Cryptos ist eine friedliche Welt, eine Welt, in der alle sich auf einander verlassen können. Aber Cryptos ist nicht echt. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Ursula Poznanski schildert in ihrem Roman Cryptos eine Welt am Abgrund und nimmt dabei Bezug auf aktuelle Probleme und virtuelle Möglichkeiten. Mastermind und Weltendesigner Corona hat den Klimawandel in den Hintergrund gedrängt. Doch es lässt sich nicht übersehen, dass es wärmer und trockener wird. Das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens, die Erderwärmung unter 1,5 Grad zu halten, scheint in weite Ferne gerückt. Wie aber geht es weiter in einer erhitzten Welt? Womöglich so, wie es Ursula Poznanski beschreibt. Da ist die Erde am Ende und ein lebenswertes Leben nur in virtuellen Welten möglich. Solchen, wie sie Jana designt, die Nachwuchshoffnung von Mastermind, der alles beherrschenden Weltfirma. Unerklärliche Todesfälle Die jungen Weltendesigner können Venedig aufleben lassen oder das London des 17. Jahrhunderts, sie können Fantasy-Welten entwickeln, Vampir- oder Wettkampf-Welten, Gruseliges und Grausames, Nostalgisches und Zauberhaftes. Als es ausgerechnet in Janas friedlichem Kerrybrook zu unerklärlichen Todesfällen kommt, ist die junge Designerin alarmiert und versucht, den Störfällen auf den Grund zu gehen – und das, obwohl ihre Vorgesetzten sie beurlaubt haben. Die Taube als Botschaft Jana stehen am Anfang…
175 Jahre alt wäre König Ludwig II. am 25. August geworden. Sandra Freudenberg und Stefan Rosenboom haben dem unvergessenen Kini mit dem Bilder-Buch „In den Bergen lebt die Freiheit“ ein Geburtstagsgeschenk gemacht, und sie laden die Leser dazu ein, auf den Spuren des „Märchenkönigs“ die bayerischen Berge neu und anders zu erleben. „Dies ist mein Warum“, schreibt die philosophisch beschlagene Alpinistin Freudenberg: „Geführt von der kultivierten Hand Königs Ludwigs II. neue Welten finden.“ Vom Traum zur Wirklichkeit Kongenial unterstützt vom Fotografen Rosenboom fängt sie die mystische Stimmung im Bergreich des bayerischen Königs und seinen zwölf Hütten zwischen Allgäu und Oberbayern in einer ganz eigenen Sprache ein. „Was er träumte, wurde Wirklichkeit, wenn der es wollte“, schreibt Freudenreich, die ihre Bewunderung für den royalen Freigeist nicht verbergen kann und will. Sogar ein Marokkanisches Haus hat Ludwig II. in die Berge verpflanzt – heute steht es im Schlosspark von Linderhof. Mit Luxus in die Bergfreiheit Im Sommer und im Winter haben Autorin und Fotograf auf zwölf Touren Ludwigs Hütten erkundet. Doch so wie im Schachenschloss, wo weitgehend alles so erhalten blieb wie es der Kini hinterlassen hat – samt Kronleuchter und purpurnen Seidendiwanen – fanden sie nur wenig. Manche der Hütten wie…
Eine Geschichte über die Eisenbahn ist dieses Buch nicht, aber eine Einladung, das Zugfahren neu zu entdecken. „Eine Reise mit Goldrand verbindet man heute meist mit Kreuzfahrten durch die Karibik und den Erste-Klasse-Abteilen der interkontinentalen Fluggesellschaften. Doch früher fand Glamour auf Reisen tatsächlich in den Fernzügen mit den großen und fantasieanregenden Namen statt.“ Der viel gereiste Schwede Per J. Andersson würde sich wünschen, dass es wieder so wäre. Schon wegen des Klimas. Denn da ist seiner Meinung nach die Zeit der Scham vorbei, „jetzt ist Panik angesagt“. Klimafreundliche Alternative Und Bahnfahren ist seiner Meinung nach entschieden klimafreundlicher als Fliegen oder Autofahren. Höchste Eisenbahn also umzudenken. 380 unterhaltsame Seiten füllt Andersson mit seinem Lob auf die Schiene. Dabei zeigt er sich stets bestens informiert, ob er aus der Geschichte der Eisenbahn erzählt – „Mit dem Zug schuf der Mensch eine neue Dimension der Wirklichkeit“, ob er von berühmten Bahnreisenden berichtet oder von den „Steampunks“, die mittels Recycling eine andere Art von Moderne schaffen wollen. Ob er von Luxuszügen schwärmt oder von dem Charme der Langsamkeit, von Bahnreisen mit Kindern oder in der Schweiz. Fatale Fehlentscheidung der Deutschen Bahn Allerdings spart der Bahn-Enthusiast auch nicht mit Kritik an einigen Fehlentwicklungen auf der…
Jürgen Seibold hat sich als Autor von Allgäu Krimis einen Namen gemacht. Für sein neues Buch hat er sich von Kommissar Hansen getrennt. Vom Geheimdienst in den Buchhandel: Robert Mondrian will nichts mehr mit Staatsfeinden und Kriminellen zu tun haben. Und dann wird er doch hineingezogen in einen Mordfall. Ausgerechnet seine Traumfrau gerät unter Mordverdacht. Die Obsthändlerin soll einen Lieferanten vergiftet haben – mit einem Apfel wie einst die böse Königin in dem Märchen „Schneewittchen“. „Schneewittchen und die sieben Särge“ heißt denn auch der unterhaltsame Krimi von Jürgen Seibold. Slapstick mit Superhelden Märchenhaft ist allerdings nur der Titel des Buches, sonst geht es relativ handfest, zuweilen auch slapstickartig zur Sache. Mondrian erfährt bei seinen Ermittlungen Hilfe von unerwarteter Seite. Sein etwas ungelenker Gehilfe würde gerne den Superhelden geben, um der schüchternen aber reaktionsschnellen Marie zu imponieren. Der Buchhändler hält von beiden wenig und muss sich im Endkampf mit Muskel bepackten Halunken eines Besseren belehren lassen. Dabei spielen auch zwei redefreudige Kakadus eine wichtige Rolle… Leichte Sommerlektüre, die auch Leserinnen mit schwachen Nerven nicht um den Schlaf bringt. Hineingelesen… … in Mondrians Buchhandlung Als Freund hatte er seinen tollpatschigen Gehilfen bisher nicht eingestuft. Er mochte ihn ganz gern, aber mehr als…
Mit Leander Lost, dem Deutschen mit Asperger, hat Gil Ribeiro einen ungewöhnlichen Ermittler in die portugiesische Provinz geschickt, genauer nach Fuseta an der Algarve. Leander Lost hat sich inzwischen eingelebt und hat in Soraia, der Schwester seiner Kollegin Graciana, eine liebe- und verständnisvolle Partnerin gefunden. Und selbst die misstrauischen Polizeikollegen wissen seine Spürnase zu schätzen. Katz- und Mausspiel mit der Polizei Die kommt Leander Lost auch in diesem neuen Fall zugute. Es geht um eine Erpressung und einen ebenso einfallsreichen wie erstaunlichen Erpresser, der mit der Polizei Katz und Maus spielt und seine Bombenanschläge ganz gezielt einsetzt – zuerst gegen Sachen, dann auch gegen Menschen. Leander Lost, mit einem außergewöhnlichen Einfühlungsvermögen gesegnet, kann das Schlimmste verhindern und bringt sich dabei selbst in Todesgefahr. Schwarzgeld und Stierkampf Trotzdem ist dieser vierte Fall von „Lost in Fuseta“ eigentlich kein Krimi; Gil Ribeiro hat seine Kriminalfälle an der Algarve von Anfang an auch für deutliche Kritik an mangelndem Umweltschutz und korrupten Weltfirmen genutzt. Auch diesmal geht es um negative Entwicklungen wie die Überfischung der Meere, die Vertreibung der kleinen Leute durch Immobilienhaie und Luxustourismus, Stierkampf und Schwarzgeld. Wiedersehen mit alten Bekannten Aber es geht vor allem um die zwischenmenschlichen Beziehungen in der Policia…
Overtourism brauchte Dirk Liesemer nicht zu füchten, nicht einmal rund um Neuschwanstein – auch wenn er nicht in Corona-Zeiten unterwegs war. Denn nachts sind nicht nur alle Katzen grau, sondern auch nur wenige Menschen unterwegs. Das gilt für den Süden Deutschlands genauso wie für den Norden. Auf seinen Streifzügen durch die Dunkelheit ist Liesemer kaum Menschen begegnet, aber er hat erfahren „wie sehr uns Menschen die Nacht abhanden gekommen ist“. Das gilt vor allem für die Städte, gegen deren Dauerbeleuchtung der Sternenhimmel kaum ankommt. Spinnen, Sagen, Sommersonnenwende Dirk Liesemer hat seine nächtlichen Ausflüge im winterlichen Füssen begonnen und im herbstlichen Schwarzwald beendet. Er hat Sternen- und Spinnenforscher getroffen, Sagensammler und Astronomiefotografen, Jäger und Insektenforscher, Ornithologen und Künstler. Er hat unterm Sternenhimmel geschlafen, ist durch die Nacht geradelt, hat im Dunkeln Wälder und Moore durchwandert und die Sommersonnenwende zusammen mit Schamanen erlebt. In der Einsamkeit hat er sich an die Träume seiner Kindheit erinnert, an alte Geschichten und alte Lieder. Zwischen Angst und Euphorie Er hat Ängste ausgestanden und Momente voller Euphorie erlebt. An all diesen Erlebnissen lässt Dirk Liesemer die Leser teilhaben, er nimmt sie nicht nur mit auf seine Streifzüge, sondern auch in seine Gedankenwelt. Und er macht ihnen…
Der Mailänder Marco Balzano ist einer der erfolgreichsten italienischen Autoren. Sein Roman „Das Leben wartet nicht“ wurde mit dem Premio Campiello ausgezeichnet. Mit seinem neuen Buch „Ich bleibe hier“ hat sich der 42-jährige Italiener Südtirol zugewandt. Der aus dem Reschensee aufragende Kirchturm, der für viele Touristen einen Fotostopp wert ist, hat Bolzano nachhaltig beeindruckt und zu einem Roman inspiriert, der mehr noch als eine berührende Familiensaga eine Lektion in europäischer Geschichte ist. Ein Ort, den es nicht mehr gibt „Ich hatte die Idee, das hervorzuholen, was im Wasser versunken ist“, schreibt der Autor in seinen Anmerkungen. Versunken ist das Bergdorf Graun, in dem die junge Lehrerin Trina vor dem Zweiten Weltkrieg lebt – unter erschwerten Bedingungen. Die Ich-Erzählerin Trina beschreibt die Probleme in Aufzeichnungen für ihre Tochter Marica, die Graun und der Familie den Rücken gekehrt hat: „Ich werde dir berichten, was sich hier in Graun abgespielt hat. An dem Ort, den es nicht mehr gibt.“ Die Geschichte von der Option Trinas Schwägerin und ihr Mann hatten Marcia bei Nacht und Nebel mit nach Deutschland genommen. Sie gehörten 1939 zu den sogenannten Optanten. Das waren Südtiroler, die sich für die Auswanderung ins „Deutsche Reich“ entschieden hatten. Trina und ihre Familie…
Starker Tobak, dieser Turmschatten, mit dem der 56-jährige Münchner Peter Grandl erstmals als Romanautor in Erscheinung tritt. 600 hoch spannende Seiten, auf denen existentielle Fragen ebenso abgehandelt werden wie die Skrupellosigkeit von Reality TV-Shows und die Gesetzlosigkeit der digitalen Kommunikation. Fünf Jahre hat Grandl an seinem dicken Werk gearbeitet, das 2010 spielt, in der Hoch-Zeit der NPD, und doch genau heute – zur Zeit, da der Attentäter von Halle vor Gericht steht – wieder ganz aktuell ist. Todesurteil per Live-Stream Der Medienspezialist hat viel hineingepackt in seinen Thriller um einen alten Juden, der Rache üben will: Das Gladbecker Geiseldrama, das Attentat auf das Münchner Oktoberfest, das Geiseldrama bei den Olympischen Spielen in München, die Eichmann- Entführung. Hinzu kommen ein quotengeiler Fernsehproduzent und eine minderbegabte aber attraktive Moderatorin, wie sie Leser aus der bitterbösen Romansatire von Timur Vernes „Die Hungrigen und die Satten“ kennen. Die Story „Jude droht mit der Ermordung von drei Neonazis“ fasziniert den TV-Mann ebenso wie die Idee des alten Mannes, ein Millionenpublikum per Live-Stream im Internet über Leben und Tod der Geiseln abstimmen zu lassen. Neue Synagoge als Stein des Anstosses Die Geschichte von Turmschatten ist schnell erzählt: Dass in ihrer Stadt ein neue Synagoge gebaut werden…
Der Klimawandel lässt die Gletscher in den Alpen rasant schmelzen. Das ewige Eis ist endlich geworden. Nach einem Bericht von Forschern der Universität Erlangen-Nürnberg verloren die Gletscher seit der Jahrtausendwende bis 2014 17 Prozent ihres Eisvolumens. Beim Aletschgletscher im Schweizer Wallis, dem größten Gletscher der Alpen, sind es in den unteren Lagen mehr als fünf Meter Oberfläche pro Jahr. Das Weltnaturerbe droht dahinzuschmelzen. Und viele kleinere Gletscher sind wohl dem Untergang geweiht. Bilderreise durch die Alpen Der renommierte Bergfotograf Bernd Ritschel hat die gefährdete Schönheit der Alpengletscher in vielen beeindruckenden Fotografien festgehalten. Den daraus entstandenen Bildband versteht er als „Hommage“ an die Alpengletscher. Die Wissenschaftlerin Dr. Andrea Fischer, die mit Ritschel die Begeisterung für Berge und Gletscher teilt, begleitet die großartige „Bilderreise durch die Alpen“ mit kundigen Texten, die sowohl von der Entstehung als auch von der Gefährdung der Gletscher erzählen – und von ihrer Bedeutung für die Klimaforschung. Drohender Verlust von Naturschönheit Wer Ritschels Fotos betrachtet von Gletschern im Abendlicht, von aquamarinblauen Eis-Partikeln, von Eistürmen, Gletscherhöhlen und fantastisch geformten Eisblöcken, der kann ermessen, was uns verloren zu gehen droht. Auch wenn „jedes Ende ein Neubeginn“ ist, wie Andrea Fischer schreibt, und Pflanzen die nach dem Gletscherückzug neu gewonnenen Flächen…
Susanne Matthiessen ist Sylterin. Ihr liegt die Insel, die derzeit vielen Deutschen wieder als Sehnsuchtsziel gilt, am Herzen. Und sie teilt gern ihre Erinnerungen an früher. Das waren noch Zeiten, als Gunter Sachs auf Sylt Hof hielt und Arndt von Bohlen und Halbach bei Pelz Matthiessen seine Pelzmäntel kaufte. Das „deutsche Saint Tropez“ zog die Reichen und Schönen an wie das Licht die Motten. Auch Rudolf Augstein war da Und es kamen nicht nur Stars und Sternchen, Banker und Unternehmer, sondern auch Politiker und Mediengrößen. Axel Springer residierte auf der Insel ebenso wie sein Lieblingsfeind Rudolf Augstein, an den sich die Autorin so erinnert: „Er war klein und hatte ganz dünne strähnige, ungewaschene, halblange Haare, die links und rechts über die Ohren hingen… Er saß die ganze Zeit in sich zusammengefallen da, als hätte er ein schlimmes Rückenleiden.“ Susanne Matthiessen nimmt in ihrem Buch „Ozelot und Friesennerz“ kein Blatt vor den Mund, wenn es um die prominenten Kunden ihrer Eltern, das Pelzgeschäft im besonderen und das Geschäft mit der Insel im allgemeinen geht. Kindheit im Schatten des Tourismus Ihre Erinnerungen beginnen mit einer Kindheit im Schatten des Tourismus, als die Eltern „jedes Bett in unserem Dünenhaus“ vermieteten und Gastgeber und Gäste…