Gefahr aus der Zwillingswelt
Allgemein / 12. Februar 2021

Es ist eine andere Welt, von der die gebürtige Augsburgerin Margit Ruile in ihrem Science Fiction Roman „Der Zwillingscode“ erzählt. Eine Welt der Zukunft, in der womöglich der Mensch von seiner eigenen Schöpfung entthront wird. Vincents Mutter hat diese Möglichkeit voraus gesehen und einen Zwillingscode hinterlegt, mit dem sich die Entwicklung aufhalten lässt. Schein und Sein Schon das Versteck ist so kompliziert, dass Vincent beinahe daran scheitert, es zu entdecken. Doch er findet ganz unerwartete Helfer. Der unbeholfen wirkende Quririn und die scheinbar oberflächliche Delia entpuppen sich als schlaue Checker. Ohne sie wäre Vincent, der sich mit der Reparatur von mechanischen Haustieren der Firma Copypet über Wasser hält, verloren. Mechanische Doppelgänger Trotz seines miesen Sozialpunktestands hat er sich eingerichtet in einer Welt, in der immer mehr echte Tiere durch mechanische ersetzt werden und in den Ämtern immer mehr „Twins“, künstliche Menschen, die echten Menschen verdrängen. Doch eines Tages bringt eine alte Frau ihre künstliche Katze zur Reparatur, weil sie plötzlich die Krallen ausfährt. Die Wohnraumverwaltung droht mit Rausschmiss, und in einem Laden für mechanische Tiere stößt Vincent auf einen Mann, der seine Mutter gekannt hat und mehr über sie zu wissen scheint. Simulation der Realität Für den 17-Jährigen Grund genug,…

Kuscheln mit Schimpansen
Allgemein / 24. Januar 2021

Ein Schimpanse als Lebensgefährte? „Tiere sind auch nur Menschen“, heißt es eher scherzhaft. Doch wie menschlich sind Tiere wirklich? Der amerikanische Erfolgsautor T.C. Boyle („Wassermusik“, „Amerika“, „Die Terranauten“) geht in seinem neuesten Roman „Sprich mit mir“  der Frage nach, ob Tiere uns nicht ähnlicher sind als wir denken. Zum Beispiel Affen. Der Schimpanse als Kleinkind Sam, der Schimpanse, den Professor Guy Schemerhorn in eine TV-Show bringt, kann in der Gebärdensprache nicht nur einen Cheeseburger bestellen, sondern auch seinen Namen sagen. Wie ein Kleinkind wird er von Wissenschaftlern umsorgt, trägt anfangs Windeln und Latzhose und isst mit  am Tisch. Vor allem für Frauen entwickelt Sam ein besonderes Faible. Doch zu keiner fühlt er sich so hingezogen wie zu der schüchternen Studentin Aimee. Ende einer Menage à trois Die beiden entwickeln eine eine einzigartige Beziehung zu einander, in die anfangs auch der Professor eingebunden ist. Dass er und Aimée ein Liebespaar werden, verfolgt Sam mit der Eifersucht eines Liebhabers. Es ist eine verrückte aber glückliche Menage à trois, bis Guys Mentor das Projekt Sam abbricht und den Schimpansen zurückholt – in einen Laborstall mit anderen Affen. Während Guy resigniert aufgibt, wird Aimée zur Rebellin. Sie reist Sam nach und verdingt sich als…

Wiedersehen mit Nero Corleone
Allgemein / 25. November 2020

Ach, wie habe ich diesen Kater geliebt: Elke Heidenreichs Nero Corleone ist mir ans Herz gewachsen als wäre es mein eigener. Ja, auch unser Mikesch war ein Streuner gewesen, ein schöner grauer Tiger mit einer ganz eigenen Persönlichkeit, der uns per Zufall ins Haus geschneit war. Die Söhne waren allesamt hin und weg über den vierbeinigen Familienzuwachs und mutierten über Nacht zu Katzenfans. Hinauswurf aus Neros Katerwelt Und dann habe ich dieses Buch entdeckt – Nero Corleone mit Bildern von Quint Buchholz. Wir haben es alle gelesen, dem Jüngsten habe ich es vorgelesen – und alle, auch der Vater, waren hingerissen. Nero hat uns verzaubert – und das „Aus“ im Buch erschien uns wie ein Hinauswurf aus Neros Kater-Welt. Wir aber wollten ihn gar nicht loslassen, haben das Buch wieder und wieder gelesen. Und der Jüngste hat sich angeeignet – und später auch mitgenommen in die eigene Wohnung in Berlin, in der jetzt auch Katzen leben. Willkommene Rückkehr Als Elke Heidenreich ihren Nero dann zurückkehren ließ, da hießen wir ihn so herzlich willkommen wie die Isolde im Buch. Auch die Söhne, die schon (fast) erwachsen waren. Wieder machte das Buch die Runde und wieder war es der Jüngste, der es…

100 Jahre Rother Bergverlag
Allgemein / 8. November 2020

Der „Rother“ – fast schon ein Synonym für die Gattung Wanderführer. Die handlichen Bücher in ihrem unverkennbaren Rot sind bei Wanderern, Bergsteigern und Aktivurlaubern gleichermaßen beliebt, führen sie doch auf den schönsten Wegen in die Alpen, in die Mittelgebirge und ins Flachland sowie in die beliebtesten Urlaubsziele weltweit. Längst hat sich der Verlag zum deutschen Marktführer im Segment Wandern etabliert. In diesem Jahr kann der Rother Bergverlag seinen 100. Geburtstag feiern. Leidenschaft für Berge und Bücher Begonnen hat alles mit Rudolf Rother sen., der nicht nur passionierter Bergsteiger war, sondern auch gelernter Buchhändler. Am 16. November 1920 übernahm er den Bergverlag, der ein Jahr zuvor von einer Gruppe Bergsteiger als Genossenschaft gegründet worden war. Schnell scharte er die wichtigsten Berg-Autoren um sich. Von Anfang an ging es ihm darum, „den Menschen im Tiefland Wege zu weisen zu den Höhen der sommerlichen und winterlichen Berge“. Erfolg auch im Nationalsozialismus Er selbst begeisterte sich für alles, was mit Bergen zu tun hatte. Neben Büchern erschienen die wichtigsten Alpinzeitschriften, sogar eine Abteilung für Bergfilme kam hinzu. Für die größte Furore sorgten die „Bergverlags-Skikurse“ ab 1925/26: Sie zogen Skischüler aus ganz Deutschland in die Alpen.  Von einem Kurs mit etwa 50 Teilnehmern im ersten…

Wälder als Kathedralen der Schöpfung
Allgemein / 3. November 2020

„Wenn wir so weitermachen wie bisher, Wälder und andere Lebensräume zerstören, Luft, Wasser und Boden verschmutzen, stehlen wir unseren Kindern und Kindeskindern die Zukunft“ schreibt Jana Goodall im Vorwort zu dem eindrucksvollen Bildband „Wilder Wald“, der sich mit der 50-jährigen Erfolgsgeschichte des Nationalparks Bayerischer Wald befasst. Wo die Natur Natur sein darf „Natur Natur sein lassen“, war von Anfang an die Philosophie in Deutschlands ältestem Großschutzgebiet. Sie stieß nicht überall auf Verständnis, wie aus der Vorgeschichte hervorgeht. Doch Alexandra von Poschinger fand für ihr Buchprojekt engagierte Menschen, die sich der ökologischen Verantwortung stellen. Namhafte Künstler und Naturschützer, Naturfilmer und Grünenpolitiker, Klimaforscher und Sportler, Unternehmer und Kirchenmänner gaben ihr Auskunft über ihre Ideale und Visionen. Bäume gegen den Klimawandel Unter ihnen auch Felix Finkbeiner, der sich schon im Alter von zehn Jahren für Bäume gegen den Klimawandel stark machte und die Stiftung „Plant for the planet“ gegründet hat. Sie sprach aber auch mit Waldbesitzern und ließ sich von Gloria von Thurn und Taxis den Zusammenhang von Umweltschutz und Fegefeuer erklären. Naturschutz und Naturnutzen Man erfährt viel über Naturschutz und Naturnutzen in diesem schön gestalteten Buch mit den vielen beeindruckenden Fotografien. Auch dank der Förster, Forscher und Pädagogen, der Ranger und der…

Von der Liebe zum Lesen
Allgemein / 22. Oktober 2020

Lesen ist für mich seit Kindesbeinen das liebste Hobby – neben reisen. Denn auch beim Lesen kann ich reisen. Im Kopf, in Traumwelten, in andere Zeiten. Zurück in die Vergangenheit oder in eine ferne Zukunft. Als Kind haben mich die Grimmschen Märchen begeistert, und diese Begeisterung habe ich an meine Kinder weiter gegeben. Vieles, was in den Märchen angelegt ist, finde ich auch in der modernen Literatur wieder. Geht es doch hier wie dort um existentielle Fragen, um das, was unser Menschsein ausmacht und wie wir mit der Zeit, die uns hier auf Erden bleibt, umgehen. Was wir daraus machen. Ein echter Mutmacher ist mir Anfang des Jahres mit Danny Beuerbach über den Weg gelaufen, dem Friseur, der sich von Kindern (und Erwachsenen) Bücher vorlesen lässt und inzwischen auch selbst zum Autor geworden ist (https://lilos-reisen.de/die-fabelhafte-welt-des-danny-beuerbach/). Danny ist ein Bücher-Fan wie ich und auf seinem magischen Teppich bekommen auch die größten Lesemuffel  Lust auf Lesen. Bei den 37. Baden-Württembergischen Literaturtagen ist der Vorleser-Friseur auch dabei – am 23. und 24. Oktober in Wangen im Allgäu. Zum ersten Mal arbeiten drei Städte bei dem Festival zusammen: Neben Wangen geben auch Isny und Leutkirch noch bis zum 14. November der Literatur eine Bühne….

Strippenzieher und Puppenspieler
Allgemein / 13. Oktober 2020

Für mich als Augsburgerin und als  Fan der Augsburger Puppenkiste  ist dieses Buch etwas ganz besonderes.  Denn Thomas Hettche hat in seinem Roman „Herzfaden“ nicht nur die Anfänge der Puppenkiste heraufbeschworen, er beschreibt auch die Augsburger Nachkriegszeit so plastisch als hätte er sie erlebt.  Vom Capitol kann man da lesen, das heute kein Kino mehr ist.  Von der Trümmerlandschaft nach dem Krieg und dem Ludwigsbau, der „wie durch ein Wunder den Krieg überstanden hat“ aber nicht die Nachkriegszeit. Hinter den Kulissen So ist dieses Buch auch eine Reise in eine gern verdrängte Vergangenheit.  Alles beginnt ganz und gar märchenhaft:  Ein zwölfjähriges Mädchen gerät nach einer Vorstellung der Augsburger Puppenkiste durch eine verborgene Tür in eine Dachkammer, wo  die berühmtesten Marionetten versammelt sind: Der kleine Prinz, die Prinzessin Li Si, das Urmel, Kater Mikesch, Jim Knopf… Zwischen Märchen und Realität Aber nicht nur die Spielfiguren trifft das auf Puppengröße geschrumpfte  Mädchen in dieser geheimnisvollen Welt, sondern auch Hatü, die Schöpferin der Marionetten.  Die längst verstorbene aber legendäre Hannelore Oehmichen hat die Anfänge der Augsburger Puppenkiste erlebt, sie wird in Hettches Roman zur Zeitzeugin, zum Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Magie und Realität.  Sie weiß auch, was der Herzfaden ist: „Der…

Am Ende eines Lebens
Allgemein / 15. Juli 2020

Kent Haruf, 1943 als Sohn eines Methodistenpfarrers geboren, hat sechs Romane geschrieben und sie alle in der  fiktiven Kleinstadt Holt in Colorado angesiedelt. Hier hat  der amerikanische Autor alles konzentrierte, was für ihn amerikanische Lebensart ausmachte – die guten wie die schlechten Seiten. Sein letzter Roman „Unsere Seelen bei Nacht“ wurde mit Jane Fonda und Robert Redford verfilmt. „Benediction“ (Segen) nannte er seinen vorletzten, der 2013 in den USA veröffentlicht wurde. Unter dem Titel „Kostbare Tage“ ist er jetzt auf Deutsch erschienen. Der Sterbende will sein Erbe bestellen Dad Lewis hat Krebs. Er ist 77 Jahre alt und weiß, dass er sterben wird.  Kostbare Tage wird er vielleicht noch erleben. Dafür wollen seine Frau Mary und seine Tochter Lorraine sorgen. Nur der schwule Sohn fehlt. Das Zerwürfnis mit dem reaktionären Vater hat Frank aus dem Haus getrieben. Nun, in seinen letzten Tagen, würde Dad es gerne wieder gut machen. Auch andere Erinnerungen drängen in sein Bewusstsein. Der Eisenwarenhändler will sein Erbe bestellen. Die Frauen halten die Welt zusammen Aber es scheint, als würde nicht nur Dads Persönlichkeit sich allmählich auflösen, auch die Welt um ihn herum scheint zu zerfallen. Der neue Pastor wird aus der Kirche gejagt, weil er von…

Wochenendtrips zum Träumen
Allgemein / 4. Juni 2020

Laaanges Wochenende – und was dann? Allmählich öffnen sich die Grenzen in Europa, im Sommer könnte Urlaub nicht nur bei den österreichischen Nachbarn, sondern auch in Frankreich oder Spanien, womöglich sogar in Großbritannien wieder realisierbar sein. Reinschnuppern, wie es in nächster Zukunft so sein wird beim Reisen, kann man bei einem verlängerten Wochenende. Das klappt bei den nächsten Nachbarn mit dem Auto. Komplizierter wird es, wenn fliegen notwendig wird. Ab Juni wollen zwar Lufthansa und Condor in den Sommerflugplan starten. Doch der ist abhängig von den Corona-Regeln, und viele der Direktflüge sind noch nicht möglich. Kurzreisen zu den Nachbarn Aber träumen darf man ja schon mal: Von einer Kurzreise in die Wiener Kultur oder in die Geschichte Dubrovniks, ins sonnige Tessin oder in die viel gerühmten Cinque Terre, zu den sturmumtosten Cliffs of Moher oder in die alte Hansestadt Danzig, ins Expo-Gelände von Lissabon oder in den Grachtengürtel von Amsterdam. Die Autoren des Bildbands Laaanges Wochenende  haben eine bunte Mischung aus Bekanntem und weniger Bekanntem zusammengestellt. Da steht in Italien Portofino neben Aquilea unter den fünf Top Attraktionen, in Frankreich Arles neben Paris, in den Niederlanden das Städtchen Zierikzee neben Amsterdam, in Großbritannien die Kanalinsel Jersey neben dem Zwerghafen Mousehole…

Wenn der Vater mit dem Sohn…
Allgemein / 21. Mai 2020

Pandatage, das  klingt nach bärenstarkem Kuscheln.  Aber James Gould-Bourn setzt eher auf Situationskomik und schräge Typen.  Eigentlich könnte es ein todtrauriges Buch sein, denn der junge Will hat vor einem Jahr seine geliebte Mutter verloren, und sein Vater hat seitdem nicht wieder Tritt gefasst im Alltag. Danny hat Schulden, sein Vermieter bedroht ihn massiv, sein Sohn Will spricht seit dem Unfall nicht mehr. Und dann verliert Danny auch noch seinen Job. Die Stripperin als Tanzlehrerin Beim Anblick der Straßenkünstler im Park kommt ihm die Idee, damit sein Geld zu verdienen. Vom letzten Geld erwirbt er ein räudiges Pandakostüm und lässt sich von seinem Freund Ivan, einem gutmütigen ukrainischen Riesen, eine illegale Straßenkünstler-Lizenz besorgen. Doch statt Münzen hagelt es Spott, denn Danny ist kein Künstler. Erst als ihn die Nachtclubtänzerin Krystal unter ihre Fittiche nimmt und ihm widerwillig ein paar Tanzschritte beibringt, bekommt er Beifall im Park. Der Panda wird zum Vertrauten Und dann sieht er, wie Will von ein paar Schul-Rowdies gemobbt wird. Im Pandakostüm geht er dazwischen und wird so zum Vertrauten seines Sohnes.  Mit dem Panda kann Will über all das reden, was er bisher allein zu verarbeiten versucht hat: Seine Trauer, sein Schuldbewusstsein, seine Einsamkeit. Der Panda…