Finde Ferdi : Nichts leichter als das. Denn der dicke Bär hat große Mühe, ein gutes Versteckt zu finden. Was für ein tolles Bilderbuch! Voller witziger Ideen und mit einem ebenso tollpatschigen wie liebenswerten Bären als Hauptfigur. „Finde Ferdi“ von Mike Boldt macht einfach Spaß – auch Erwachsenen. Und Kinder schließen den dicken Bären sicher ganz schnell ins Herz, weil er eben kein Versteck-Genie ist. Ferdi ist ein Meister im Scheitern Im Gegenteil. Seitenweise scheitert Ferdi an der doch gar nicht so schweren Aufgabe sich so zu verstecken, dass man ihn nicht schon auf den ersten Blick entdeckt. Das Scheitern ist eine Erfahrung, die Kinder sicher auch hin und wieder machen. Aber daraus kann man ja auch lernen. Und das tut Ferdi. Am Ende versteckt sich der große Bär richtig gut. Aber damit ist dieses warmherzig-witzige Bilderbuch noch lange nicht zu Ende. Denn jetzt sind Adleraugen gefragt, um auf dem Wimmelbild nicht nur Ferdi zu entdecken, sondern ganz viele lustige Kleinigkeiten. Ein Riesenspaß! Info Mike Boldt. Finde Ferdi, Penguin Junior, 32 S., 14 Euro, ab 3
„Der Ausflug“ ist der neue Roman des Journalisten und Autors Dirk Kurbjuweit. Und dieser Ausflug, der ganz harmonisch beginnt, führt direkt ins Herz der deutschen Finsternis. Amalia, ihr Bruder Bruno und die Familienväter Gero und Josef, Freunde seit Schultagen, freuen sich auf eine gemeinsame Kanutour und das Auffrischen alter Erinnerungen. Doch schon an der ersten Station, einem Wirtshaus, macht eine Clique Einheimischer ihnen klar, dass sie hier nicht willkommen sind. Böse Vorzeichen Der unverhohlene Hass gilt vor allem Josef, dem schwarzen Deutschen. Doch die vier wollen sich nicht einschüchtern lassen, auch wenn sich böse Vorzeichen häufen. Die gemieteten Kanus sind alt, die Karte ist untauglich, manche Schleuse unpassierbar. Jeder Paddelschlag ist einer auf den Abgrund zu. Auch die Landschaft, in der sie orientierungslos driften, wirkt zunehmend feindlich, und schon bald ist von der anfänglichen Abenteuerlust kaum mehr etwas übrig. Der Kongo im Spreewald Allen ist klar, dass sie in eine lebensbedrohliche Falle geraten sind und es nur mehr darum geht, mit heiler Haut davon zu kommen. Dirk Kurbjuweit skizziert in diesem Roman eine beklemmende Versuchsanordnung, die an Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ erinnert. Nur dass sich der Kongo bei Kurbjuweit im Spreewald befindet. Die Fließe werden zum Symbol der Orientierungslosigkeit,…
Ostsee oder Nordsee? Im Frühling wächst wieder die Lust am Reisen, und viele Urlauber zieht es ans Meer. Dass sich Deutschland mit seinen Küsten und Stränden nicht zu verstecken braucht, zeigt auf 208 aussagekräftigen Seiten der Bildband „Traumküsten in Deutschland“. Wohlfühloasen und Mondpreise Ob die steife Brise an der Nordsee, die Wohlfühloasen im Wattenmeer samt den Halligen, Sonnenuntergänge am Meer, Inseln oder Seebäder – wer sucht, der findet an Deutschlands Ostsee und Nordsee schöne Fleckchen für die Auszeit. Rummel oder Ruhe? Alles möglich: Techno Bässe beim White Sands Festival auf Norderney, Natur pur auf der Klimainsel Juist. Noch mehr Kontraste? Schickeria und Mondpreise auf Sylt (6,3 Millionen kostet das teuerste Haus auf der Insel, ganze 30 Quadratmeter groß in einem 2500 Quadratmeter-Grundstück), Ursprünglichkeit und Dorfidyll am Bodden. Kirchen und Sandburgen Sehenswürdigkeiten? Jede Menge. Backsteinkirchen wie das mächtige Zisterzienserkloster in Bad Doberan aber auch viele kleine Dorfkirchen, die „vor sich hin bröseln“. Schlösser, Leuchttürme und Windmühlen. Großartige Städte wie Lübeck, Flensburg, Rostock. Wind, Weite und Wellen, Strandkörbe und Sandburgen. Künstlerhäuser und Museen, Bäderarchitektur und Ozeanriesen. Tipps und Karten Ganz schön viel für ein Buch. Doch es lohnt sich zu blättern, nicht nur der bunten Bilder wegen, auch, um immer wieder Neues…
Mit ihren Dienstagsfrauen hat Monika Peetz Bestseller gelandet. Womöglich gelingt ihr das auch mit „Sommerschwestern“. Ging es in den Dienstagfrauen um fünf Freundinnen, spielen in den Sommerschwestern vier sehr ungleiche Schwestern die Hauptrolle. Unerwartete Einladung Auf Einladung ihrer Mutter, mit der alle vier ihre Probleme haben, kommen die Schwestern im niederländischen Bergen zusammen, dem Ort unbeschwerter Ferien aber auch dem Ort, an dem der Vater bei einem Unfall ums Leben kam. Warum hat ihre Mutter sie ausgerechnet dorthin befohlen, fragt sich Yella, die gerade selbst Schwierigkeiten mit der Familie hat. Probleme im Gepäck Eingeweiht in die mütterlichen Pläne scheint nur die große und erfolgreiche Schwester Doro zu sein, die allzu gern im Mittelpunkt steht. Denn auch die sehr verschiedenen Zwillingsschwestern Helen und Amelie stehen vor einem Rätsel. Auch sie haben auch ihre persönlichen Sorgen und Nöte im Gepäck: Amelie flattert von einem ungeeigneten Typen zum nächsten und bringt nichts auf die Reihe, und Helen läuft Gefahr, sich durch die eigenen Regeln ihr Glück zu verbauen. Rätselhafte Mutter Sobald man an der Oberfläche kratzte, wurde das Leben unübersichtlich, denkt Yella. Die überraschende Einladung der Mutter kam für alle zur Unzeit. Doch was sie ihren Töchtern offenbart, lässt die Alarmglocken schrillen und…
Den Debütpreis der lit.Cologne hat Sven Pfizenmaier nicht bekommen, obwohl sein Erstling „Draußen feiern die Leute“ ebenso aktuell wie aufsehenerregend ist. Hunderttausende Ukrainer sind derzeit auf der Flucht. Wie werden sie hier leben? In einem fremden Land mit fremder Kultur? Nicht immer gelingt die Integration. Mit Witz und Scharfsinn erzählt Sven Pfizenmaier in seinem Debüt auch von Anpassungsschwierigkeiten der Einwanderer. So wundert sich die Russlanddeutsche Valerie darüber, „dass ihre Eltern ihre frühere Welt konserviert und in diesem Haus wieder aufgebaut haben“. Außenseiter unter sich Sie ist nicht allein als Außenseiterin in diesem ungewöhnlichen Dorfjugendroman, der von einer Teenager-Clique erzählt. Unangepasst sind sie alle irgendwie: Richard, der auf andere wie eine Schlaftablette wirkt. Timo mit seiner grünlichen Pflanzenhaut. Die Träumerin Valerie, die ihr halbes Leben verschläft. Schmauser, immer gut für einen Exzess. Und dann sind da noch die drei Dorfgauner Dima, Danik und Doktor Dobrin, auch sie mit Migrationshintergrund aus Kasachstan und nie so recht in Deutschland angekommen. Rasputin und die Verschwundenen Das Zwiebelfest bringt sie alle zusammen – im Rausch. Doch einige fehlen, sind einfach weg, verschwunden. Wie die Schwester von Jenny, Richards Freundin. Auch Jenny will weg aus dem Dorf, vielleicht ihre Schwester finden. Die Spur führt nach Hannover und…
Es gehört viel Mut dazu, sich als bekannte Schauspielerin vor der Öffentlichkeit so zu entblößen. Andrea Sawatzki wagt mit ihrem Buch „Brunnenstraße“ einen schmerzhaft ehrlichen Rückblick auf ihre problematische Kindheit mit einem dementen Vater. Träume von einem neuen Leben Der Chefredakteur Günther Sawatzki hat seine Geliebte und das gemeinsame Kind, Andrea, erst nach dem Tod seiner Frau zu sich genommen. Für die achtjährige Andrea anfangs die Erfüllung eines Traums: „Ich hätte meinen Vater gegen keinen anderen der Väter, die ich kannte, eintauschen mögen. Ich war stolz auf ihn.“ Auch die Mutter, die ihrer rebellischen Tochter viele Freiheiten gegönnt hatte, träumt von einem angepasst großbürgerlichen Familienleben an der Seite des verehrten Geliebten. Ein Vater zum Hassen Man zieht nach Bayern, Andrea bekommt zum ersten Mal ein eigenes Zimmer, die Mutter eine Wohnzimmergarnitur, der Vater eine Bibliothek. Doch die Träume von Mutter und Tochter zerplatzen wie eine Seifenblase, als die offensichtlich schon länger latente Alzheimer-Erkrankung Günther Sawatzkis offen ausbricht. Er war nie ein Vater zum Liebhaben, jetzt wird er ein Vater zum Hassen. „Je größer die Liebe, desto größer der Hass“, schreibt Andrea Sawatzki in ihrem Rückblick. „Bei mir war das der Fall. Ich hatte eine Liebe für meinen Vater in mir…
Doris Dörrie ist bekannt als erfolgreiche Regisseurin und Drehbuchautorin. Aber sie hat sich auch als Schriftstellerin einen Namen gemacht. Ihr neues Buch heißt „Die Heldin reist“ und beginnt so: „Im Jahr 2019 bin ich in die USA, nach Japan und Marokko gereist. Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass es für längere Zeit die letzten Reisen gewesen sein sollten.“ Mythos Heldenreise Auf 240 Seiten beschäftigt sich Doris Dörrie dann mit dem Mythos der Heldenreise, der bis heute männlich geprägt ist. Was aber ist, wenn Frauen reisen, fragt sich die Autorin. Werden sie auch zu Heldinnen, wenn sie Abenteuer bestanden, Krisen bewältigt haben? Abenteuer und Krisen hat Dörrie bei ihren vielen Reisen so einige bestanden – auch wenn sie sich nicht freiwillig exponiert hat. Sie hat einen Beinahe-Absturz überlebt, Anfeindungen, Belästigungen. „Ich bin nur gereist“ Ist sie deshalb schon eine Heldin? Nein, sagt Dörrie am Ende des Buches: „Ich bin keine Heldin, ich bin nur gereist.“ Und das leidenschaftlich gern. Auch wenn sie so manche Show durchschaut wie etwa in Marrakesch. Der Bucket-List-taugliche Djemaa al Fna ist für sie „eine erschöpfte Inszenierung all dessen, was der Tourist erwartet“. Touristin und Vielreisende Und als Vielreisende weiß sie auch, dass ihre Neugier auf…
„Frankreich ist ein wunderbares Land zum Reisen“, befindet der britische Reiseautor und Campingbusbesitzer Martin Dorey. Mit dem dicken Buch „Take the Slow Road Frankreich“ tritt er den Beweis für seine These an und stellt 26 Reiserouten kreuz und quer durch Frankreich vor – entlang der Küsten, durch die Berge und in die Städte. Soldaten einst und heute Auch die D-Day-Strände in der Normandie sind dabei, und was Martin Dorey in einem der Soldatenfriedhöfe durch den Kopf geht, könnte auch heute wieder für die russischen Soldaten in der Ukraine gelten: „Die meisten Männer, die in Nordfrankreich begraben liegen, waren weit weg von zu Hause. Viele folgten nur ihrer Einberufung, kämpften widerwillig und hatten sicherlich Angst.“ Pfadfinder für Wohnmobilisten Doch Martin Dorey ist kein Kriegsreporter, sondern ein „Pfadfinder“ im wörtlichen Sinn, auch wenn es Straßen sind, die er findet, Straßen für Wohnmobile und Campingbusse. Und da wird er überall in Frankreich fündig. Ob an der Loire, wo ihn und seine Begleiterin die Schlösser faszinieren, in der Champagne, wo die beiden auch den edlen Tropfen schlürfen, in der Provence, wo sie die Lavendelfelder auf Fotos einfangen, oder in der Dordogne, wo sie die Nachbildung der Höhle von Lascaux bewundern: Frankreichs Schönheit überrascht und…
Der berühmte Bergsteiger Reinhold (Messner) ist ein Steinbock, Bastian Schweinsteiger ein Husky, David Alaba eine Gämse, Rainer Calmund ein Waschbär und Greta Thunberg ein Rentier aus dem Norden. Ausgedacht hat sich die tierische Gruppe der erfolgreiche Skifahrer Felix Neureuther für sein Kinderbuch „Ixi und die Gipfelstürmer“. Dass sich hinter dem Fuchs Ixi Neureuther selbst verbirgt, erzählt er gleich am Anfang. Auch dass im Sport alle „fest zusammenhalten“. Bergtour auf die Zugspitze Das ist auch bei einer Bergtour wichtig. Und um die geht es schließlich in diesem Bilderbuch, das Neureuther mit Unterstützung des Alpenvereins verfasst hat, um Kinder für die Zerbrechlichkeit der alpinen Bergwelt zu sensibilisieren. Und so begleiten der Steinbock Reinhold und der Fuchs Ixi das Rentier aus dem hohen Norden auf Deutschlands höchsten Berg, die Zugspitze. Ein ganz schönes Abenteuer für Greta, die sich mit bayerischen Gipfeln so gar nicht auskennt. Rücksicht auf die Natur Aber ihre Begleiter wissen, was für eine Bergtour wichtig ist, und unterwegs treffen sie immer neue Freunde. Allen ist es ein Anliegen, die Natur nicht zu verschandeln. Wie Recht sie damit haben, wird der Freundesgruppe klar, als sie kurz vor Abbruch der Tour einem Berggeist begegnet. „Ich beobachte euch schon eine ganze Weile“, sagt…
Anne Müller („Sommer in Super 8“) hat mit „Das Lied des Himmels und der Meere“ zwar einen historischen Roman geschrieben. Doch die Hauptperson Emma, die nach Kalifornien auswandert statt einen Mann zu heiraten, den sie nicht lieben kann, ist ihrer Zeit weit voraus. Von Feminismus war zu ihren Lebzeiten noch keine Rede, aber Emma schafft es, ein in vielen Bereichen selbst bestimmtes Leben zu führen. Inspiration durch die Ururgroßtante Hartnäckig kämpft sie gegen die Bevormundung der Eltern und später des Ehegatten an. Anne Müller, die gern Biographisches in ihren Romanen verarbeitet, hat sich vom Leben ihrer Ururgroßtante zur Figur der Emma inspirieren lassen. Sie ist den Spuren ihrer Ahnin gefolgt, die tatsächlich nach Amerika ausgewandert ist und hat aus Fakten und Fiktion einen lesenswerten Roman gestrickt. Zwischen zwei Männern Dabei hat sie es geschafft, die Atmosphäre der damaligen Zeit mit ihren zahllosen Konventionen so erlebbar zu machen wie das Streben der Protagonistin nach dem eigenen Glück. Das Leben der Ururgroßtante gab zwar den Anstoß für den Roman, doch die Leerstellen musste die Autorin mit der eigenen Vorstellungskraft füllen. Und so gerät ihre für die damalige Zeit reichlich emanzipierte Emma zwischen zwei Männer. Dass sie sich für den ihr angetrauten Gatten…